Augen auf bei der Wahl des bAV-Beraters

Der Hauptgrund, weswegen Unternehmen in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) Probleme haben und Haftungsrisiken ausgesetzt sind, ist die falsche bzw. unüberlegte Beraterauswahl.
 
Erfahren Sie in diesem Beitrag, warum Sie bei der Wahl Ihres bAV-Beraters sehr sorgfältig sein sollten und weshalb das gerade heute immer wichtiger wird.

Augen auf bei der Wahls des bAV-Beraters – Einleitende Gedanken

Immer wieder werden wir von Unternehmen angefordert, wenn es Probleme mit der betrieblichen Altersversorgung gibt. Dabei tauchen zunehmend Probleme in der Mitarbeiterversorgung auf.
Unternehmen sehen sich immer öfter Nachschussverpflichtungen ausgesetzt, weil die eingesetzten Versicherungen bzw. Versorgungsträger die zugesagten Leistungen nicht erbringen können oder wollen (weiterführende Informationen).
 
In allen Fällen stellen sich folgende Fragen:
Wie konnte es so weit kommen? Hätten Unternehmen etwas tun können, um diese Probleme zu vermeiden?
 

Unternehmen als Opfer?

Seit dem zum 01. Januar 2002 der Rechtsanspruch auf Entgeltumwandlung für Arbeitnehmer eingeführt wurde, können sich Unternehmen gegen die Einführung einer bAV mit lauteren Mitteln nicht mehr wehren. Damit wurde ihnen eine Pflicht aufgebürdet, für deren Erfüllung den Unternehmen fast immer die Kompetenz fehlt.

Bis hierhin sind Unternehmen tatsächlich Opfer. (Allerdings entscheidet sich der Unternehmer für die Unternehmer-Rolle und muss mit den Konsequenzen seiner Entscheidung leben.)

Gleichnis: Aber auch in anderen Bereichen müssen Unternehmen von ihrem eigentlichen Unternehmenszweck entfernte, staatlich geforderte Nebentätigkeiten erledigen. So besteht z. B. die Pflicht zur Buchführung und seit 2019 die Pflicht zur Einhaltung von verschärften Datenschutzbestimmungen.  Beide Aufgaben haben selten etwas mit den Kernkompetenzen der Unternehmen zu tun, verursachen aber Kosten.

Je nach Unternehmensgröße werden zur Erledigung dieser staatlichen Pflichten entweder externe Berater hinzugezogen oder eigene Stellen im Unternehmen geschaffen.

Die Qualität, wie diese unternehmensfremden Arbeiten erledigt werden, hängt folglich maßgeblich von der Qualität der externen Berater bzw. der extra dafür eingestellten Mitarbeiter ab.

 

Wie sich Unternehmen ihre bAV-Berater häufig auswählen

In vielen Unternehmen herrscht die Meinung vor, dass betriebliche Altersversorgung nur ein Versicherungsthema ist, dass jeder der scheinbar unzähligen Finanzdienstleister in Deutschland erledigen kann. Die Unkenntnis der Unternehmen bzgl. der eigenen Haftung in der bAV fördert diese laxe Handhabung.

So erleben wir es häufig, dass der bAV-Auftrag an den Haus- und Hof-Finanzdienstleister vergeben wird, der bisher bspw. die Kfz-Flotte und das Firmengebäude versichert hat. Den kennt man und zu dem hat man Vertrauen. Dieser wird den Auftrag auch nicht ablehnen, winkt doch ein attraktiver Umsatz.

Gleichnis: Überträgt man diese Verhaltensweise in die Mediziner-Welt, dann wird der Allgemeinmediziner mit einer Herzoperation beauftragt. Das wird allerdings kaum jemand machen. Denn in der Medizin ist jedem klar, dass für ein Spezialproblem auch ein Spezialist hinzugezogen werden muss. In der bAV gibt es diese Klarheit nicht.

Andere Unternehmer wollen Freunden einen Gefallen tun und beauftragen diese mit der bAV-Umsetzung. Von diesen Freunden wissen die Unternehmer meistens nur, dass diese im Finanzdienstleistungsgewerbe tätig sind. Aber was genau, das wissen sie nicht. Aber sie vertrauen diesen.

Andere Unternehmen beauftragen ihre Hausbank, weil sie der „etwas Gutes tun wollen oder nach dem Motto leben „Eine Hand wäscht die andere“.

Im Sinne einer Haftungsminimierung im Bereich der bAV sind das jedoch die falschen Ansätze.

Noch fahrlässiger handeln Unternehmen, die ihren Mitarbeitern erlauben, mit dem eigenen Finanzberater selbständig den bAV-Vertrag abzuschließen. Damit erlauben sie ihren Mitarbeitern und fremden Dritten, Verträge ohne jegliche Inhaltskontrolle abzuschließen. Verträge, für die das Unternehmen in vollem Umfang einstehen muss.

Und der kluge Finanzberater des Mitarbeiters wird einen bAV-Vertrag mit hoher Ertragschance und damit gleichzeitig hohem Risiko für den Mitarbeiter auswählen. Denn wird die bAV-Investition ein Erfolg, dann hat der Mitarbeiter eine hohe Altersvorsorge.

Geht die Spekulation nicht auf, dann steht das Unternehmen für Fehlbeträge ein und nicht der Mitarbeiter.

Was gibt es in der Altersversorgung (bzw. Vermögensanlage) Schöneres, als wenn man Risiken eingehen kann, die Erträge abschöpfen darf und für Verluste nicht einstehen muss.

 

Wie können Unternehmen qualitativ hochwertige (externe) Berater für die bAV erkennen?

Bei der Auswahl des richtigen bAV-Beraters haben Unternehmen eine Herausforderung: Wenn sie selbst kein Know-how in einem zudem komplizierten Thema vorhalten, können sie einen guten von einem schlechten Berater kaum unterscheiden.

  • Qualitätshinweise für einen guten Berater können Empfehlungen, Referenzen und positive Erfahrungsberichte sein.
  • Ein weiterer Anhaltspunkt kann die Spezialisierung des bAV-Beraters sein. Wer neben der betrieblichen Altersversorgung bspw. noch zu Themen wie Kfz–, Unfall–, Hausrat– oder Krankenversicherungen berät, kann kein Spezialist sein.

Im Sinne einer haftungsarmen betrieblichen Altersversorgung sollte folglich ein spezialisierter bAV–Berater ausgewählt werden, dessen gute Arbeit am besten durch andere Unternehmen bestätigt werden kann.

(Weitere Möglichkeiten zur Haftungsminimierung in der betrieblichen Altersversorgung finden Sie hier.)

 

Warum die Auswahl des richtigen bAV-Beraters immer wichtiger wird

In der Vergangenheit waren die betrieblichen Altersversorgungsprodukte der Versicherungsgesellschaften fast immer so ausgestaltet, dass die Wahrscheinlichkeit einer Haftung der Unternehmen recht gering war.

Durch die Niedrigzinsphase können Versicherungen die Garantien kaum noch aufrecht halten. Im Ergebnis werden neue Produkte gestaltet und potentielle Haftungsrisiken für Unternehmen nehmen zu (weiterführende Infos).

Um diese Risiken weitestgehend zu kontrollieren, benötigt es bAV-Spezialisten. Diese müssen die Versicherungsprodukte auf mögliche Problemstellungen analysieren. Unternehmen und bAV-Spezialisten werden die Recherche-Ergebnisse besprechen und ein oder mehrere Produkte entsprechend der Sicherheits-/Risikoneigung des jeweiligen Unternehmens bestimmen.

 

Fazit

Die größten Probleme in der betrieblichen Altersversorgung entstehen durch eine nachlässige Beraterauswahl der Unternehmen. Das ist vermeidbar und insoweit sind Unternehmen für entstehende Probleme selbstverantwortlich.

Ändern wird sich diese Einstellung erst, wenn Unternehmen zum einen erkennen, dass die bAV nicht von jedem beliebigen Finanzdienstleister beraten werden kann. Und zweitens, wenn ihnen klar wird, dass betriebliche Altersversorgung nicht nur ein belangloses Versicherungsthema ist, sondern dass sie bei einem Misserfolg einstehen müssen.

Seitdem es Versicherungsgesellschaften immer schwerer fällt, die vom Betriebsrentengesetz geforderten Arbeitgebergarantien zur Haftungsentlastung der Arbeitgeber in ihren Produkten abzubilden, steigt die Bedeutung des spezialisierten bAV-Beraters. Dieser ist in der Lage, für die Unternehmen passende Produkte zu identifizieren und hilft somit unnötige Risiken zu vermeiden.